Alt und gesund? - Altersbilder und Präventionskonzepte in der ärztlichen und pflegerischen Praxis

von: Ulla Walter, Uwe Flick, Anke Neuber, Claudia Fischer, Friedrich-Wilhelm Schwartz

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2008

ISBN: 9783531901206 , 251 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 38,66 EUR

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Alt und gesund? - Altersbilder und Präventionskonzepte in der ärztlichen und pflegerischen Praxis


 

11 Pravention und Alter - (k)ein Thema in der Aus-, Fort- und Weiterbildung? (S. 202-203)

„DIE AUSBILDUNG HAT MICH DARAUF VORBEREITET IN EINEM REPARATURBETRIEB KRANKENHAUS ENTSPRECHEND KRANKHEITEN ZU BEHANDELN." HAUSARZT ( B A 02)

Beträchtliche und unausgeschöpfle Potenziale zur Vermeidung bzw. Verzögerung von Krankheiten und Behinderungen im Alter werden in der Prävention gesehen. Allerdings werden die Möglichkeiten der Plastizität bei Älteren bislang in der Praxis der medizinischinen und pflegerischen Versorgung unterschatzt. Prävention, Gesundheitsforderung und Altem sind somit vor dem Hintergrund des demographischen Wandels zentrale Themen für die zukünftige Gesundheitsversorgung. Die im Rahmen der Studie durchgeführten Interviews mit Hausärzten und ambulanten Pflegekräften sowie eine Analyse der jeweiligen berufsspezifischen Aus-, Fort- und Weiterbildung(Möglichkeiten) zeigen allerdings erhebliche Defizite in diesen Bereichen auf.

Die Umstrukturierung des Medizinstudiums mit Einführung der neuen Approbationsordnung sowie das Inkrafltreten der Neuordnung der Berufe in der Krankenpflege bieten jedoch Chancen, diese Themen zu starken. Den folgenden Ausführungen liegt zum einen die Auswertung der Interviews zugrunde. Herangezogen werden vor allem die Antworten zu der Frage bezüglich der Frage „Haben Sie den Eindruck, Ihre Ausbildung hat Sie ausreichend auf die Themen ,Gesundheit` und , Alter` vorbereitet? Bitte erzahlen Sie mir eine Situation/ein Erlebnis". Zum anderen erfolgte eine theoretische Analyse der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Arzte und Pflegekräfte. Die ärztliche Ausbildungssituation wird anhand der bis 2002 gültigen 8. ärztlichen Approbationsordnung (AAppO) mit ihren Gegenstandskatalogen (GK) sowie der im April 2002 verabschiedeten und zum 1. Oktober 2003 in Kraft getretenen AppO dargestellt.

Für die Weiterbildung erfolgt die Analyse der Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern Niedersachsen und Berlin für Allgemeinmedizin und Innere Medizin. Die Auswertung der Fortbildungssituation für Arzte basiert auf dem Fortbildungskalender der Berliner Ärztekammer und der Niedersachsischen Ärztekammer über einen Zeitraum von einem Jahr (Mai 2001 - Mai 2002). Für die Ausbildungssituation der Pflegekräfte wurde das bundeseinheitliche Krankenpflegegesetz (KrPflG) von 1985 und in seiner Novellierung von 2002 mit den dazugehörigen Lehrplanen und Curricula analysiert.

Die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten wurden anhand von Angeboten ausgewählter, renommierter Institutionen in Berlin (Wannsee Akademie, Akademie für Gesundheits- und Sozialberufe, Sozialpadägogisches Institut und Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe Berlin-Brandenburg) und Hannover (Niedersachsische Akademie für Fachberufe im Gesundheitswesen, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe Niedersachsen sowie die staatliche anerkannte Weiterbildungsstätte Excurs) untersucht. ILl Die Ausbildung aus Sicht der Arzte und Pflegekräfte Fast 90% der befragten Arzte und Pflegekräfte geben an, durch ihre Ausbildung „überhaupt nicht" auf die Themen Alter und Gesundheit vorbereitet worden zu sein.

Als allgemeine Kritik am Studium wird von den Ärzten geäußert, dass das Studium zu stark auf das „Fachliche" (z.B. Anatomie, Physiologie, Chirurgie, einzelne Krankheitslehren) konzentriert sei, eine „völlig überzogene wissenschaftsorientierte akademische Buchmedizin" vermittelt wird, und dass das Studium einen rein „musealen Charakter" habe, d.h., man sieht viel, kann aber selbst praktisch nichts durchführen. Zum Thema „Gesundheit" geben die Arzte an, das Studium sei krankheitsorientiert und Gesundheit würde nur als Gegenbegriff zu Krankheit vermittelt. Im praktischen Alltag würden viel mehr „Stufen der Erkrankung oder Gesundheit" existieren, als in der Ausbildung vermittelt werden.