Wassermanagement - Integriertes Wasser-Ressourcenmanagement von der Theorie zur Umsetzung

von: Martin Grambow

Vieweg+Teubner (GWV), 2007

ISBN: 9783834894359 , 299 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 35,96 EUR

Mehr zum Inhalt

Wassermanagement - Integriertes Wasser-Ressourcenmanagement von der Theorie zur Umsetzung


 

4 Synthese und Ausblick (S.237-238)

Synthese

An der Nachhaltigkeit führt kein Weg vorbei, nicht im Wassersektor und auch nicht in den anderen Sektoren. Die Umsetzung ist sowohl eine Frage der Überzeugung und Motivation als auch der zur Verfügung stehenden Techniken. Als Lösungsansatz hat man für den Wassersektor das IWRM gefunden. Dieser stellt zusammen mit den Aussagen der A21 aber zwei erhebliche Probleme für die Umsetzung dar:

Die A21 beziehungsweise die Nachhaltigkeit ist ein normatives Konzept, d. h. sie gibt zunächst keine Antworten auf Detailfragen zur richtigen Abwägung zwischen den Tripel- Belangen, sondern erzeugt sogar regelmäßig Dilemmata.

Ein erster, immer richtiger Schritt zur Auflösung des Dilemmas ist die nachhaltige Effizienzsteigerung. Das Instrumentarium dazu ist im Wesentlichen im Bereich des angepassten Managements und der angepassten Technologie zu finden. Weitere Ansätze zu Lösung der Dilemmas liegen in einer lokalen und temporalen Differenzierung, d. h. in einer Vermeidung der dilemmatischen Situation durch Einbeziehung räumlicher und zeitlicher Koordinaten. Die Ziele der Abwägung liegen in der Nachhaltigkeit, hilfsweise Gerechtigkeit der ökonomischen, ökologischen und sozial- kulturellen Belange.

Die zweite Herausforderung des IWRM ist die Integralität.
Durch die faktische Forderung nach transsektoraler, translokaler und transtemporaler Integralität entstehen hochkomplexe Aufgabenstellungen, die nicht mehr deterministisch zu lösen sind. Dies führt in der Praxis leicht zu einer fehleranfälligen Ausblendung integraler Bestandteile bzw. einer unzulässigen Vereinfachung der betrachteten Systeme. Besser ist, unter Beachtung aller Ebenen Lösungen iterativ in einem hochvernetzten Lösungsraum zu entwickeln, damit die Komplexität Zug um Zug gelöst werden kann. Dazu gibt es keine Schemata, als Kunstgriff kann aber analog der Lösungsansätze der Chaostheorie insbesondere die Kraft der partizipativen Prozesse genutzt werden, um diese komplexen Zusammenhänge abzuarbeiten, ohne diese im Einzelnen deterministisch beschreiben zu müssten.

Als sachliche Beiträge zu Umsetzung des IWRM werden in Kap. 3 eine Reihe von Maßnahmen und Verhaltensweisen empfohlen. Diese basieren auf den Überlegungen zu den spezifischen Stärken und Schwächen der internationalen Modelle der Weltbank etc.. Dazu gehört die Klärung der Rolle des Staates bzw. der Steuerungsparameter einer nachhaltigen Politik. Hier sind im Vergleich zum globalen Mainstream als Ergebnisse der Untersuchungen abweichende Einschätzungen zu den zukünftigen Rollenverteilungen im Wassersektor entstanden. Prinzipiell hat danach der Staat bezüglich der Nachhaltigkeit gegenüber der Gesellschaft eine Garantenstellung, die durch Privatisierungsbestrebungen nicht zu ersetzen ist.

In der zukünftigen globalen Entwicklung des Wassersektors sind zwei Stufen der kontinuierlichen Verbesserung vorstellbar: als mindeste erste Stufe die volkswirtschaftliche Effizienz, die die finanziellen Freiheitsgrade für nachhaltige (Teil-) Lösungen vergrößert, und als zweite Stufe zur Lösung des Abwägungsdilemmas ein Leitbild der puren Nachhaltigkeit im Rahmen von good governance und einer Vision der Nachhaltigkeitswirtschaft. International ist es sinnvoll, sich an guten Beispielen zu orientieren. Aus Sicht dieser Arbeit ist dabei das bayerische Modell stärker zu beachten, als in der Vergangenheit.

Es beinhaltet die europaeinheitlichen Qualitäten der WRRL und die deutschlandtypischen hohen Ansprüche an die Wasserqualität in der gesamten Breite, Bayern ist als Flächenstaat traditionell stark kommunal und ländlich ausgerichtet, dadurch als Modell prinzipiell auch für ländliche Regionen geeignet, gleichzeitig als Industriestandort auch in effizienten wirtschaftlichen Lösungen erprobt.

Es gibt aber erkennbare Defizite: Augenscheinlich mangelt es an einer Wertediskussion, die sich noch deutlicher mit nichtmonetären Werten, vor allem auch kulturellen, auseinandersetzt. Die Arbeit zeigt für wasserwirtschaftliche Projekte und Politik diverse Felder eines auf diesem Weg zu erreichenden Mehrwertes auf.