A Million Ways to Die in the West - Roman

von: Seth MacFarlane

Eichborn AG, 2014

ISBN: 9783838757513 , 207 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,99 EUR

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A Million Ways to Die in the West - Roman


 

Ihr Männer, die ihr Liebe sucht,

Braucht nicht zu verzweifeln.

Ich verrate euch, wir ihr

das Herz einer Schönen gewinnt:

Vielleicht seht ihr nicht gut aus

oder seid nicht aufgeputzt,

doch ihr kriegt jede Frau

als Mann mit Bart!

Ein Bart! Ein Bart!

Ein Mann mit Bart!

Vielleicht seid ihr Memmen,

ohne jeden Stolz,

aber man muss kein Held sein,

um einer Frau zu gefallen.

Ist euer Name nicht groß

und das Geld stets zu knapp,

kriegt ihr doch jede Frau

als Mann mit Bart!

Ein Bart! Ein Bart!

Ein Mann mit Bart!

Vielleicht seid ihr fett

oder hässlich und klein,

Frauen meiden euch,

und ihr gebt fast schon auf.

Doch hört meinen Rat:

Ihr kriegt jede Frau

und verdreht ihr den Kopf

als Mann mit Bart!

Ein Bart! Ein Bart!

Ein Mann mit Bart!

Ein Bart! Ein Bart!

Langer Bart! Breiter Bart!

Mein Bart! Dein Bart!

Oh, ich liebe den Bart!

Ein Bart! Ein Bart!

Ein Mann mit Bart!

»Mir gefällt’s hier nicht«, sagte Albert.

Anna flüsterte ihm ins Ohr: »Was hältst du davon, wenn ich eine Flasche Whisky klaue und wir uns verdünnisieren?«

Albert entspannte sich und sagte: »Wunderbare Idee! Beeil dich«

Anna grinste und bahnte sich einen Weg durch die Tanzenden zur Bar. »Dein Hosenstall steht offen«, sagte sie zum Barkeeper. Als der erschrocken an sich heruntersah, nahm sie schnell eine Flasche und zwei Gläser vom Tresen. Als er wieder aufsah, war sie bereits in der Menge verschwunden. Während der ganzen Aktion war sie nicht einmal stehen geblieben.

Statt zu Albert zurückzukehren, ging sie zu einem leeren Tisch in einer Ecke der Scheune. Dort stellte sie die Gläser ab und sah sich verstohlen um. Als klar war, dass niemand sie beobachtete, holte sie ein Papiertütchen aus dem Ärmel und schüttete den Inhalt, ein feines weißes Pulver, in eins der Gläser. Dann warf sie das Tütchen fort und sah sich suchend um. Foy und Louise saßen fünf Tische entfernt. Anna holte zum Coup aus.

»Hi«, sagte sie und ging auf die beiden zu.

Foy schaute auf und machte keinen Hehl aus seinem Missfallen, als er sie entdeckte.

»Ich wollte euch nur sagen, dass es aus ist mit Albert und mir«, sagte Anna. »Und euch für morgen viel Glück wünschen.«

»Danke.« Foy grinste süffisant.

»Ehrlich«, sagte Anna. »Es muss wirklich nicht schön für dich gewesen sein, von einer Frau im Schießen geschlagen zu werden.«

Foy lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Meine Freundin und ich möchten uns heute Abend amüsieren. Wenn du also nichts dagegen hast, würde ich dich bitten, uns allein zu lassen.«

Ungerührt fuhr Anna fort: »Aber eine richtige Schande wäre es erst, wenn ich dich unter den Tisch trinken könnte.«

Im ersten Moment grinste Foy gelangweilt, aber dann sah Anna, dass seine Eitelkeit die Oberhand gewann. »Das dürfte dir kaum gelingen«, sagte er.

Anna grinste schelmisch und hielt Flasche und Gläser hoch, wobei sie das weiße Pulver in einem der Gläser geschickt mit der Hand verdeckte. Ohne ein Wort goss sie beide Gläser zu zwei Dritteln voll und reichte Foy das präparierte. Dann prostete sie ihm zu und sagte: »Zehn Cent für den Sieger.«

Foy lächelte siegessicher, hob sein Glas und sagte: »Abgemacht.«

»Auf drei! Eins – zwei – drei«, sagte Anna, und beide stürzten auf Kommando ihren Whisky herunter.

Foy leerte sein Glas als Erster und knallte es triumphierend auf den Tisch. Anna würgte den letzten Schluck herunter, hustete und stellte ihr Glas daneben. Mit gespielter Enttäuschung murmelte sie: »Shit!«, gerade so laut, dass Foy es hören konnte.

»Du brauchst dich nicht zu schämen«, sagte er herablassend. »Alkohol passt nun mal nicht zum schwachen Geschlecht.«

»Sieht so aus«, gab sie zu und warf die zehn Cent vor Foy auf den Tisch. »Bitteschön! Kauf deiner Freundin einen Verstand.«

»Wie bitte?«, brauste Louise auf.

Zum ersten Mal während dieser Posse zeigte Anna ihr wahres Gesicht. »Du bist eine Idiotin, Louise! Der netteste Mann der Welt wirft sich dir zu Füßen, und dir ist dieses Arschloch hier lieber!«

»Mit wem ich zusammen bin, ist einzig und allein meine Angelegenheit«, schnappte Louise. »Kümmere du dich gefälligst um deine eigenen, Schlampe!«

Anna schüttelte verwundert den Kopf. »Weißt du«, sagte sie nachdenklich, »du hast wunderschöne blaue Augen. Man sieht dir wirklich nicht an, dass du blind bist.« Damit machte sie kehrt, schwang ihren ausladenden Reifrock und verschwand in der Menge.

Obwohl praktisch alle Einwohner von Old Stump an diesem Abend beim Frühlingsfest versammelt waren, gab es einen, der aus beruflichen Gründen gezwungen war, den Festivitäten fernzubleiben: Sheriff Arness. Trübsinnig stand er am gusseisernen Herd gegenüber seinem Schreibtisch und rührte in einem wässrigen Gemüseeintopf mit Rindfleisch, den er zu Abend essen wollte. Seit seine Frau vor drei Jahren von einer Rinderherde zu Tode getrampelt worden war, brachte Millie, die Puffmutter, ihm jeden Tag etwas zu essen. Niemand wusste, ob Mitleid oder amouröse Absichten dahintersteckten, nicht einmal der Sheriff selbst, aber er wusste die freundliche Geste zu schätzen.

Heute machte sie sich jedoch, wie alle anderen, einen schönen Abend in der Scheune, deswegen musste er selbst kochen. Besonders ärgerlich fand er, dass er auch den Gefangenen verköstigen musste. So was Hirnverbranntes, gutes Fleisch an einen toten Mann zu verschwenden, dachte er verbittert. Lewis Barnes saß hier in einer Zelle, seit er den Sohn des Pastors erschossen hatte, und wartete darauf, dass ein US Marshall kam und ihn holte. Danach würde ihm zwar der Prozess gemacht, aber da Pastor Wilson mit einem Kongressabgeordneten verwandt war, lief es auf einen reinen Schauprozess hinaus. Schon jetzt galt es als abgemacht, dass Lewis Barnes noch vor Ende des Monats hängen würde.

Der Sheriff schaufelte drei Löffel von dem Eintopf auf den eigenen Teller, dann einen in Lewis’ Blechnapf. Auf Letzteren rotzte er noch eine Ladung Spucke, dann holte er den Zellenschlüssel aus seinem Schreibtisch. Lewis lag auf seiner Pritsche und schlief. Den Teller in der Hand schloss der Sheriff vorsichtig die Zelle auf. Dann zog er die Waffe aus dem Halfter und richtete sie auf den Gefangenen. »Abendessen, fauler Sack!«, brummte er. Lewis schlief weiter, und sein Schnarchen hallte von der Wand der gegenüberliegenden leeren Zelle wider. Der Sheriff stellte den Teller auf den Boden. Als er sich wieder aufrichtete, sah er den Schlafenden angewidert an. »Was für eine Verschwendung, dass so einer noch eine gute Lunge hat!« Er drehte sich um und ging auf die Zellentür zu …

… und war tot, bevor er den Schlag spürte.

Es war eine milde Nacht, und die Sterne funkelten. Albert und Anna saßen auf dem schiefen Zaun neben Alberts Haus und reichten die Whiskyflasche hin und her. Albert nahm einen Schluck und zuckte zusammen, als der Alkohol durch seine Kehle rann. Dann schüttelte er sich und sagte zu Anna: »Dieses saudumme Bartlied geht mir nicht aus dem Kopf.«

»Versuche, an ein anderes zu denken.«

»Ich kann nicht. Es gibt doch nur drei.«

»Das stimmt. Und alle stammen sie von Stephen Foster.«

»Ja, leider.« Albert verzog das Gesicht.

»Du magst seine Lieder nicht?«

»Das zuzugeben, würde ich mich nie trauen.«

Anna verdrehte die Augen. »Dann hoffe ich, dass du morgen erschossen wirst.«

Albert lachte und sah sie warmherzig an. »Hör mal«, sagte er ernst. »Was immer morgen passiert … Ich möchte dir danken. Und soll ich dir was sagen? Vielleicht bin ich betrunken, vielleicht liegt es an deiner Aufmunterung oder an beidem, jedenfalls glaube ich, dass ich es schaffen kann. Ich kann ihn besiegen.«

Anna drückte seinen Arm und nahm einen Schluck. »Glaub mir, alles wird gut! Du klingst heute viel zuversichtlicher als der Typ, der mich vor gar nicht langer Zeit aus dem Saloon gerettet hat.«

Albert dachte an jenen Abend zurück. Jahre schienen seitdem vergangen zu sein. Tatsächlich war es … was? … zwei Wochen her? Nein, weniger. Er hatte das Gefühl, Anna Barnes schon viel, viel länger zu kennen. Ihr konnte er vertrauen. Doch paradoxerweise …

»Anna, ich möchte dich was fragen. Ich fühle mich dir so nah, und das ist völlig verrückt, weil ich dich eigentlich gar nicht kenne, aber jedes Mal, wenn ich dich nach deinem bisherigen Leben frage, wechselst du das Thema. Warum?«

Anna seufzte, senkte den Blick … und sagte nichts. Normalerweise war sie um keine Antwort verlegen, aber jetzt schwieg sie. Vielleicht weil sie sich sammelte, um ihm ihre wahre Geschichte zu erzählen? In gewisser Weise stimmte das, obwohl nun nicht das kam, was er gehofft hatte.

»Ich weiß, dass es so aussieht, als hätte ich ein großes Geheimnis aus mir gemacht«, sagte sie. »Ehrlich gesagt: Ich bin nicht stolz auf meine Vergangenheit. Ganz und gar nicht. Sie ist ein...