Das Vermächtnis des Inka - Karl May´s Gesammelte Werke Band 39

von: Karl May

Karl-May-Verlag, 1956

ISBN: 9783780217394 , 475 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 6,99 EUR

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Das Vermächtnis des Inka - Karl May´s Gesammelte Werke Band 39


 

15. Doktor Morgenstern am Ziel (S. 383-384)

Jetzt kamen die Unterhäuptlinge der Abipones herbei und vom Eingang her näherte sich der ,Harte Schädel‘, und so war es Zeit, die Verhandlungen zu beginnen, zumal der Nachmittag sich zur Rüste zu neigen begann. An dieser Verhandlung nahmen nur die Weißen und die Häuptlinge teil. Der Vater Jaguar hielt einige begütigende Reden, in denen er die Forderungen der Cambas zu mäßi- gen suchte und den Abipones bewies, dass ihre Freund- schaft mit dem Gambusino und seinem Anhang ihnen nur Unglück gebracht habe, und dass es für sie am geratensten sei, mit ihren roten Brüdern in Eintracht und Frieden zu leben. Seine Worte brachten nach beiden Seiten den beab- sichtigten Eindruck hervor, und dann begann eine Art Han- del über die Höhe der Kriegsentschädigung, die die Abipones den Cambas zu zahlen hatten.

Es ging dabei sehr erregt her, doch brachte der Vater Jaguar nach einiger Zeit die beab- sichtigte Einigung zustande. Die Cambas hatten heute keinen Mann verloren, Grund genug, ihre Forderungen nicht zu übertreiben. Die Abipones waren durch die große Zahl ihrer Toten und Verwundeten sehr hart bestraft. Sie mussten alle ihre Waffen abgeben und dann Frieden schwören. Es war dem Vater Jaguar gelungen, eine Straflieferung von Pferden und Rindern zu hintertrei- ben, da die Abipones diese Tiere doch, um sie den Cambas bringen zu können, den weißen Ansiedlern vorher hätten rauben müssen. Die Cambas jubelten und fanden kaum Worte, dem Vater Jaguar ihre Dankbarkeit zu bezeigen. Die Abipones aber waren im höchsten Grad niedergeschlagen.

Sie saßen klagend bei den Getöteten oder kühlten mit Was- ser die Wunden der Verletzten. Heute blieben alle, Sieger und Besiegte, im Tal. Morgen sollten die Letzteren waffen- los abziehen, natürlich nur die Gesunden und Leicht- verwundeten, während die Schwerverwundeten von den Cambas gepflegt würden und dann nachkommen sollten. Kein Mensch freute sich darüber, dass so viel Blut geflos- sen war, in der Weise wie Don Parmesan Rui el Iberio, denn er glaubte, nun das Licht seiner chirurgischen Kenntnisse und Geschicklichkeit leuchten lassen zu können.

Er wende- te sich an die Häuptlinge der Abipones, um die Erlaubnis zu erhalten, ihre Kranken behandeln zu dürfen, wurde aber kalt abgewiesen, da diese Roten sich auf die Behandlung der Wunden weit besser als mancher weiße Arzt verstehen. Er kehrte darum erbost von ihnen zurück und sagte zu Mor- genstern, dem er sich am liebsten mitzuteilen pflegte: „Sind diese Kerls nicht Prügel wert, Señor? Sie weisen mich ab, obgleich ich ihnen meine Hilfe angeboten habe. Sie mei- nen doch auch, dass ich viele ihrer Verwundeten gerettet hätte?“