Kapitän Kaiman - Karl May´s Gesammelte Werke Band 19

von: Karl May

Karl-May-Verlag, 1999

ISBN: 9783780217196 , 544 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 6,99 EUR

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Kapitän Kaiman - Karl May´s Gesammelte Werke Band 19


 

13. Donnerpfeil (S. 265-266)

Unter einer Hacienda versteht man eine Meierei; sind diese mexikanischen Haciendas sehr oft mit unsezuweilen ein Länderkomplex von der Größe eines deut- schen Fürstentums gehört. Die Hacienda del Eriña war ein fürstlicher Besitz. Das massive Gebäude war aus Bruchsteinen erbaut und von Palisaden umgeben, die gegen räuberische Überfälle einen starken Schutz gewährten.

Das Innere des einem Schloss gleichenden Herrenhauses war auf das Feinste ausgestattet und zeigte eine solche Geräumigkeit, dass Hunderte von Gästen da Wohnung finden konnten. Umgeben wurde das Haus von einem großen Garten, in welchem die prachtvollste tropische Vegetation in strahlenden Farben schimmerte und die üppigsten Düfte verbreitete. Hieran schloss sich auf der einen Seite der dichte Urwald, auf der anderen ein ausgedehnter Feld- wuchs, und auf den beiden übrigen sah man große Wei- den sich ausdehnen, auf welchen sich Herden tummel- ten, deren Stückzahl viele Tausende betrug. Bereits als die Kavalkade an den Weiden vorüberritt, kamen mehrere Vaqueros mit lautem Jubel herbeige- sprengt, um die Kommenden zu begrüßen.

Der Jubel aber wurde sehr bald zum Zornesausbruch, als sie erfuh- ren, dass so viele ihrer Kameraden unter den Händen der Komantschen gefallen waren. Sie baten sofort, einen Rachezug gegen die Roten zu veranstalten. Der Majordomus ritt der Kavalkade voran, um sie anzumelden. Darum stand, als die Reiter an der Hacienda anlangten, der alte Pedro Arbellez bereits unter dem Tor, um seine Tochter und deren Begleiter zu begrüßen. Tränen der Freude standen ihm in den Augen, als er sie vom Pferd hob.

„Sei willkommen, mein Kind“, sagte er. „Du musst auf dieser gefährlichen Reise viel gelitten haben, denn du bist anders beritten und siehst sehr angestrengt aus.“ Emma umarmte und küsste ihn innig und antwortete: „Ja, mein Vater, ich war in einer Gefahr, die größer ist als Lebensgefahr.“ „O Gott, in welcher?“, fragte er, indem er auch die Indianerin freundlich willkommen hieß. „Wir wurden von den Komantschen gefangen.“ „Heilige Mutter Gottes! Sind die jetzt am Rio Pecos?“

„Ja. Hier diese beiden Männer sind unsere Retter.“ Sie nahm den Deutschen und den Apatschen bei der Hand und führte sie dem Vater zu. „Dieser hier ist Señor Antonio Unger aus Deutschland, und dieser ist Shosh-in-liett, der Häuptling der Apat- schen. Ohne sie hätte ich die Squaw eines Komantschen werden müssen, und die anderen hätte man am Pfahl zu Tode gemartert.“ Dem alten braven Verwalter trat bereits vom bloßen Gedanken daran der Angstschweiß auf die Stirn. „Mein Gott, welch ein Unglück und doch zugleich auch wieder welch ein Glück! Willkommen, Señores, von ganzem Herzen willkommen! Ihr sollt mir alles erzählen, und dann will ich sehen, wie ich euch dankbar sein kann. Hauses!“